Olea Europaea, der Olivenbaum ist etwas ganz Besonderes. Er hat seine speziellen Vorlieben und ist ein sehr harter Brocken. Insbesondere in Sachen Langlebigkeit können ihm wenige Bäume etwas vormachen. Du kennst vielleicht selbst den silbernen Glanz, der von einem Olivenhain in der Sonne ausgeht. Es vereinnahmt und fasziniert. Der Olivenbaum gehört zur griechischen Kultur wie der Tzatziki zum typisch griechischen Essen. Grund genug also, sich etwas genauer mit dem Ursprung vieler Köstlichkeiten zu beschäftigen. Wir haben 4 Fakten zum Olivenbaum für dich zusammengestellt.
1. Was die Väter pflanzten, werden die Söhne und Enkel ernten
Es dauert fünf bis zehn Jahre bis der Baum seine ersten Früchte trägt und weitere zehn bis fünfzehn Jahre bis sich der Ertrag an Oliven rentiert. In dieser Zeit entwickelt der Baum ein Wurzelwerk, das über zehn Meter weit ausgreift und über fünf Meter tief in den Boden reicht. Darum schauen Olivenhaine immer so viel dürftiger aus als es unsere romantische Vorstellung erwartet. Olivenbäume brauchen Platz, Trockenheit, steinigen Boden, ganz viel Sonne im Sommer und wenig Regen im Winter. Die notwendige Feuchtigkeit holen sie sich zum großen Teil aus der Tiefe der Erde. Die kalten Monate bekommen ihnen in der Ruhezeit gut, doch bei mehr als zehn Minusgraden stirbt der Olivenbaum ab. Anhaltende Regenfälle und Kältezeiten verträgt der Olivenbaum mehr schlecht als recht. Doch bei guten Bedingungen tragen Olivenbäume mehrere hundert Jahre lang ihre Oliven. Faszinierend, oder?
2. Hegen und Pflegen: Olivenbäume sind sensibel
Die Pflege spielt beim Olivenbaum eine sehr wichtige Rolle. Durch moderne Methoden der Ertragssteigerung und Pflanzenbewirtschaftung kann man kurzfristig gute Effekte erzielen, allerdings reagieren Olivenbäume auf Stress und erzwungene Veränderungen schlecht. Die Ernte muss schonend und in Handarbeit erfolgen. Das ist zwar aufwändiger und teurer, jedoch weniger belastend für den Baum. Dadurch bleibt die Qualität und Menge der Früchte hoch. Und letzten Endes natürlich auch die Qualität des gewonnenen Olivenöls.
3. Olivenfliege: Schädlinge schonend bekämpfen
Der schlimmste Schädling für den Olivenbaum ist die Olivenfliege, denn sie legt ihre Eier in reifen Oliven ab. Die Bohrlöcher dieser Fliegen setzen die Oliven der Oxidation aus und bilden das Brutnest der Larven. Um diese Fliege zu bekämpfen, werden in jedem Baum tödliche Lockfallen für die männlichen Fliegen eingehängt. Dadurch wird die Vermehrung der Schädlinge verhindert. Das Anbringen der Fallen ist sehr aufwendig und zeitintensiv, da alles in Handarbeit ausgeführt werden muss. Dadurch spart man sich aber eine künstliche Schädlingsbekämpfung, die auf die Olivenbäume gespritzt werden müsste.
4. Erntezeit: Oliven in Handarbeit abstreifen
Die Ernte der Oliven erfolgt zwischen November und Februar. Hierbei streifen sorgsame Olivenbauern die Oliven schonend von den Zweigen ab und fangen sie in ausgebreiteten Netzen auf, damit sie nicht mit den schon zu Boden gefallenen, beschädigten oder faulenden Oliven vermischt werden. Die Geschwindigkeit spielt eine große Rolle: Die geernteten Oliven müssen innerhalb weniger Stunden zur Mühle transportiert werden, damit sie nicht durch den Druck und die Wärme der Lagerung oxidieren - das ist eines der Qualitätsmerkmale von gutem Olivenöl! Zweige, Blätter und minderwertige Früchte werden natürlich ausgelesen. Die guten Oliven werden unter fließendem Wasser gewaschen und so von Staub und Verunreinigungen befreit. Anschließend werden sie gepresst.
Fazit: Der Olivenbaum ist ein harter und zäher Bursche
Wie widerstandsfähig der Olivenbaum ist, werden Olivenbauern immer wieder bestätigen können. Er brennt im Feuer wie Zunder und erfriert bei kaltem Frost wie die zartesten aller Blüten. ABER: Er stirbt nicht. Aus den Wurzeln wird immer wieder ein Trieb reifen und erwachsen. Selbst wenn man den Baum aufgegeben hat. Es vergehen dann zwar viele Jahre, bis der Olivenbauer das wild und undiszipliniert wachsende Grün gezähmt und zurechtgeformt hat und dann abermals viele Jahre, bis ein erster richtiger Ertrag geerntet werden kann, aber der Baum lebt. Ein einzigartiger Lebenswille wird dem Olivenbaum daher zugeschrieben. Und er hat einen Sonderstatus unter den Kulturpflanzen, denn er wird gepflegt, obwohl der Marktwert seiner Früchte diesen Aufwand nicht bezahlen kann. Wer einmal in dem Bann des würdevollen Olivenbaums steht, der spürt eine Schuld gegenüber den Bäumen, gegenüber der einmaligen Tradition, die in dem Wurzelwerk ruht. Der Baum hat ein Recht auf Achtung und Pflege. Nur deshalb finden sich im Mittelmeerraum immer noch so viele Olivenhaine.
Wusstest du, dass der Olivenbaum eigentlich ein unheimlich verworrener und widerspenstiger Strauch ist? Durch den Schnitt der Bauern erwächst erst der Olivenbaum wie wir ihn kennen. So tief miteinander verwoben ist die Geschichte des Olivenbaums mit jenen, die ihn gezähmt haben. 🌳
Kommentare
Klasse gemacht
Dankeschön
Vielen dank für die ausführliche Informationen.
Beste Grüsse
Isidoro Parrino